Das Innovationslabor der AWO Thüringen: Was dahinter steckt

Wir wollen gemeinsam Zukunft schaffen. Damit uns das gelingt, wurde unter Federführung von Katja Glybowskaja (Geschäftsführerin des Thüringer Landesverbandes) und Sebastian Perdelwitz (Referent für Verbandsentwicklung) das Projekt „Innovationslabor AWO Thüringen“ ins Leben gerufen. Warum, weshalb, wieso? Das soll dieser Hintergrundartikel klären. Der obligatorische Förderhinweis noch vorweg: Das Innovationslabor wird im Rahmen des Programms „rückenwind³ für Vielfalt, Wandel und Zukunftsfähigkeit in der Sozialwirtschaft“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert. Und hier schließt sich auch die Frage an.

Wie entstand die Idee, das Projekt fördern zu lassen?

Katja Glybowskaja: Ich würde gern einmal kurz zurückspulen, denn der Projektantrag ist das Ergebnis einer längeren Reise. Wir haben ja bereits Erfahrungen mit unserem AWO Fonds für „Soziale Innovationen“ sammeln können. Hier sind in den letzten Jahren tolle Projekte entstanden. Nach Ablauf unserer Förderrichtlinie für diesen Fonds aus dem Jahr 2019 war uns aber auch klar, dass wir die Rahmenbedingungen ändern und uns weiterentwickeln müssen. Beständiges Weiterentwickeln ist, wenn man so möchte, ein Credo, das für die gesamte AWO gilt. Interessanterweise kam dies auch bei einer Umfrage aus dem Jahr 2018 zum Vorschein. Auf die Frage woran zukünftig eine erfolgreiche AWO gemessen werden sollte, war die überraschend häufige Antwort: „anhand der Anzahl neuer Pilotprojekte“. Das haben wir für uns als Auftrag aufgefasst, die Aktivitäten über den Fonds hinaus auszubauen. Der konkrete Beschluss, ein Innovationslabor ins Leben zu rufen, geht auf eine Verabredung der Geschäftsführenden der Gliederungen im Rahmen der Klausur 2021 zurück. Sie waren an der Konzeption beteiligt und finanzieren das Projekt mit.

Was soll das Projekt leisten?

Sebastian Perdelwitz: Die AWO Thüringen steckt voller kreativer Köpfe. Und es gab auch schon immer innovative Projekte im gesamten Verband. Aber es gab keine übergeordneten Strukturen, die den Prozess begleitet haben. Und genau das wollen wir mit dem Innovationslabor ändern. Wir wollen den Raum schaffen, in dem wir gemeinsam mit allen Kolleg*innen der AWO Thüringen an Ideen tüfteln und mit Lösungsvorschlägen für große und kleine Herausforderungen experimentieren.

Wir haben uns einige Initiativen angeschaut, die das Thema soziale Innovation vorantreiben. Hier gibt es ja verschiedene Leuchtturmprojekte – auch innerhalb der AWO. So haben unsere Kolleg*innen in Braunschweig ein altes Schwimmbad zum Innovationslabor umgebaut. Der Ort ist quasi ein Sprungbrett in ein Pool voller Ideen, aber vor allem auch eine etablierte Struktur für die Begleitung und Weiterentwicklung dieser. Das ist sehr symbolisch gesprochen, aber genauso fühlt es sich an, wenn man auf den alten Fliesen steht. Und uns war klar, wir brauchen auch einen Ort, in dem sich unsere Mitarbeiter*innen auf kreative Prozesse einlassen können.

Und dieser Ort ist das Innovationslabor?

Sebastian Perdelwitz: Genau ein solcher Ort soll es werden. Wir sind ja gerade erst gestartet. Aktuell ist das Innovationslabor ein Projekt mit einem mobilen Einsatzteam, das Angebote in den Gliederungen vor Ort schafft. Spätestens im nächsten Jahr soll unser Innovationslabor auch physisch erfahrbar sein. Das heißt, ein kreativer Ort, der unsere Kolleg*innen aus dem Alltag holt und zu Denkexperimenten einlädt.

Katja Glybowskaja: Und noch weitergedacht. Wir interpretieren das Innovationslabor nicht nur als Raum in Bezug auf den Ort, sondern auch als Freiraum in Bezug auf Zeit. Der Arbeitsalltag bietet oft keinen Platz, um an einer Idee, die im Kopf hängt, zu arbeiten. Genau das soll das Innovationslabor leisten. Einen Tag raus aus dem Job, rein in den Ideenfindungsprozess. Kolleg*innen, die sich hier engagieren, werden für diese Stunden freigestellt. Hier liegt es natürlich auch an den Führungskräften, dies zu ermöglichen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wir wissen, dass es für manche Mitarbeiter*innen schwierig sein wird, sich einen ganzen Tag rauszunehmen, um an Ideen zu feilen. Daher werden wir auch weniger zeitintensive Angebote schaffen.

Um die Eingangsfrage aber nicht unbeantwortet zu lassen: Wir haben zunächst überlegt, was wir mit dem Innovationslabor erreichen wollen. Und dann haben wir unser Vorhaben mit dem Programm „rückenwind³“ verzahnt, das ideal zu unseren Vorstellungen gepasst hat. Wir sind froh, dass es dieses Programm gibt und wir mit unserer Konzeptidee gleich im ersten Förderaufruf den Zuschlag erhalten haben. Nun sind wir startklar und freuen uns auf einen lebendigen Austausch und viele Ideen, die wir – und das ist unser Antritt – nicht nur auf dem Papier belassen, sondern gemeinsam in die Tat umsetzen wollen.

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